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01/12/2022

nebumind – Mit digitalen Zwillingen Fertigungsprozesse optimieren

29.11.2022 von Franziska Regnath

Technologie zur Qualitätssicherung ist nicht nur in der Raumfahrtbranche ein großes Thema. Das Münchner Software-Startup nebumind ist im Bereich der Produktion tätig und bietet Unternehmen neue Erkenntnisse in Form von digitalen Zwillingen, um Fertigungsprozesse zu optimieren. Ein Interview mit Caroline Albert, CEO und Mitgründerin.

Wer ist nebumind und wie profitieren Eure Kunden von Eurer Technologie?

nebumind ist ein Software-Startup aus München, das Produktionsunternehmen neue Einblicke in ihre Fertigung bietet und dabei hilft, die Produktion stetig zu optimieren. Da die Produktionsschritte immer automatisierter und komplexer werden, verlagert sich das Optimierungspotenzial von „mehr Effizienz“ zu „mehr Qualität“. Genau hier setzt die Software von nebumind an: Sie sammelt Daten von Maschinen und Sensoren und bereitet sie als digitalen Zwilling der gefertigten Bauteile auf. Damit stellt die Software eine umfassende Informationsquelle für jedes Bauteil dar.

Hersteller nutzen die Software in der Vorentwicklung, um ihr Prozessverständnis schneller aufzubauen. Gleichzeitig wird die Software in der laufenden Produktion eingesetzt, um Qualitätsmängel zu melden, wenn diese noch behoben oder sogar verhindert werden können. Das spart nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Geld für die Hersteller.

Ihr kommt aus der Luft- und Raumfahrtbranche. Wie habt Ihr entdeckt, dass Eure Technologie auch für andere Sektoren nützlich sein könnte?

Qualität ist nicht nur in der Luft- und Raumfahrt ein wichtiges Thema, sondern auch in allen qualitätskritischen Branchen. Dazu gehören zum Beispiel der Automobilsektor, die Medizintechnik und die Energiewirtschaft. Die Tatsache, dass wir hier bereits mit Unternehmen in Kontakt stehen, bestätigt unser Verständnis, dass die Fertigungsqualität auch in anderen Branchen wieder in den Vordergrund rückt.

Was war Euer unerwartetster Anwendungsfall?

Unsere Software ist tatsächlich so breit einsetzbar, dass wir im Laufe der Zeit mit vielen unerwarteten Anwendungsfällen rechnen. Im Moment versuchen wir jedoch, uns auf die Fertigungsindustrie zu konzentrieren: Hier haben wir bereits eine breite Palette von Kunden, die wir mit Verfahren wie 3D-Druck, Fräsen, Schweißen, Kleben und Verbundwerkstoffherstellung bedienen wollen.

Es sind aber auch schon Anwendungsfälle an uns herangetragen worden, wie die Überwachung von Skipisten und deren Schneebeschaffenheit oder die Aufbereitung von medizinischen Daten eines Patienten als digitaler Zwilling. Es gibt also eindeutig Potenzial für eine Ausweitung.

Was waren Eure schönsten und Eure schlimmsten Momente seit der Gründung von nebumind?

Der schönste Moment ist immer, wenn wir neue Mitarbeiter gewinnen. Das zeigt uns nicht nur, dass wir wachsen, mehr Kunden bedienen und unsere Software erweitern können, sondern bestätigt vor allem unsere Vision, die wir mit den neuen Mitarbeitern teilen – ein echter Motivationsschub für das ganze Team, könnte man sagen. Unser schlimmster Moment ereignete sich daher auch in unserer Gründungsphase, als uns ein Mitgründer, der vor allem für die Softwareentwicklung verantwortlich sein sollte, verließ. Gute Softwareentwickler sind ja bekanntlich schwer zu finden. Glücklicherweise konnten wir innerhalb unseres früheren Netzwerks den perfekten Nachfolger finden, der uns nun hervorragend unterstützt. So oder so können wir sagen: Selbst als ungewiss war, wie es weitergehen würde, war für uns klar, dass wir weitermachen würden. Wir sind von unserer Software absolut überzeugt und wollen sie unbedingt in der Produktion etablieren.

Im Jahr 2021 habt Ihr an der Konferenz Space Tech Expo Europe in Bremen teilgenommen. Wo positioniert Ihr nebumind in der europäischen Raumfahrt-Community und wie könnt Ihr von dem ESA-Netzwerk profitieren?

Die Raumfahrtindustrie befindet sich weltweit in einer sehr spannenden Übergangsphase. Viele kleine Unternehmen drängen in die Branche und etablierte Akteure versuchen, ihre digitale Transformation voranzutreiben. Wir sehen nebumind und unsere Software als Enabler auf beiden Seiten: für junge Unternehmen, um ihre Produktion schneller auf das nächste Level zu bringen, und für etablierte Unternehmen, um sich an die Geschwindigkeit und Flexibilität der neuen Player anzupassen.

Hast Du irgendwelche Tipps für andere Frauen, die noch zögern, ein Unternehmen zu gründen?

Mein Rat ist: sofort anfangen. Und sich idealerweise mit anderen Gründerinnen vernetzen und austauschen. Jede von uns steht vor den gleichen Überlegungen und Herausforderungen und kann von den Erfahrungen der anderen profitieren. Allein das gibt uns ein Gefühl der Sicherheit und lässt hoffentlich die letzten Zweifel verschwinden.

Wie geht es weiter – wo wird sich nebumind in der Industrie 5.0 engagieren?

Industrie 4.0 war und ist aus unserer Sicht ein eher unstrukturierter Wettlauf mit Buzzwords, die jeder anders interpretiert und nutzt. Das bessert sich gerade und wir sehen, dass sich vielversprechende Technologien konsolidieren und sich Oberbegriffe bilden, die allen geläufiger werden. Dazu müssen sich aber auch grundlegende Konzepte durchsetzen. Wir denken, dass wir eines dieser Basiskonzepte sind und damit helfen, den Weg für Industrie 5.0 zu ebnen.

Wie hat Euch die Unterstützung von ESA BIC Bayern bei der Gründung Eures Unternehmens geholfen?

Die Finanzierung, die wir von ESA BIC in einer sehr frühen Phase erhalten haben, hat uns natürlich geholfen, kostspielige Themen wie unsere Website und eine Patentanmeldung rechtzeitig in Angriff zu nehmen. ESA BIC hat uns auch geholfen, unser Netzwerk auszubauen, auch über den Weltraum hinaus. Und ESA BIC ist auch heute noch bei der Vernetzung an unserer Seite!