Plötzlich ist er da, der Produktionsfehler. Doch wo kommt er her? Viele Firmen haben Probleme, die Ursache für auftretende Mängel herauszufinden. „Prozesse und Prozessketten sind heutzutage so kompliziert geworden, dass auf Basis von Erfahrung entschieden werden muss“, sagt Caroline Legler. „Man hat einfach nicht die Zeit, um Fehler mühselig zurückzuverfolgen.“ Das will sie ändern. Ihr Start-up Nebumind entwickelt Software, die solche Fehler erkennt und bei der Ursachenforschung hilft.
Ihr Münchner Start-up Nebumind ist zwar vor allem in der Raumfahrtindustrie tätig, die Gründer entwickeln aber keine Satelliten oder Raketenteile, sondern Software, die die Qualität von Bauteilen sicherstellen soll. Untergebracht ist Nebumind auf dem Ludwig-Bölkow-Campus für Start-ups in Taufkirchen, der von Airbus, Siemens und IABG finanziert wird. Dass sie gerade dort gelandet sind, kommt auch daher, weil Caroline Legler und ihr Mitgründer Franz Engel die Grundidee in einem Spin-off von Airbus entwickelt, 2018 aber eine eigene Firma gegründet haben.
„Es ging letztlich darum, eine Sensorik zu entwickeln, um die Qualität von Bauteilen zu prüfen“, sagt Legler. Dies haben die studierte Kauffrau und der Ingenieur nun weiter entwickelt, deswegen müssen sie sich auch nicht mit Patentfragen herumschlagen. „Bei Nebumind gehen wir einen Schritt weiter und nutzen die Daten von Sensoren und Maschinen, um Bauteile, Prozesse und Maschineneinstellungen zu optimieren“, sagt die 32-Jährige.
Zum Beispiel könnte der Boden der Fabrikhalle unbemerkt vibrieren, weil ein Zug oder Gabelstapler vorbeifährt, während der 3-D-Drucker den Punkt ausschmilzt. „In vielen Fällen ist es billiger, den Fehler zu akzeptieren und zu reparieren, da eine Rückverfolgung zu aufwendig ist. Unsere Software reduziert diesen Aufwand erheblich“, sagt Legler.
Die Software analysiert bei jedem Bauteil verschiedene Variabeln
Die beiden Gründer beugen sich über eine Illustration auf ihrem Notebook, zu sehen ist die Komponente einer Turbine, die mit einem 3-D-Drucker gefertigt wird. Der obere Teil ist rot eingefärbt, was bedeutet, dass es hier im Produktionsprozess eine deutliche Temperaturanomalie gab, die zu Qualitätsmängeln führen kann. Und so analysiert die Software bei jedem Bauteil verschiedene Variabeln, um zu prüfen, ob es während der Produktion zu Abweichungen kommt: Neben der Temperatur zählt dazu beispielsweise auch die Geschwindigkeit oder die Rotation der Roboterachsen.
„Wir nehmen eine Anzahl guter Bauteile und bilden daraus ein Referenzmodell“, sagt Engel, 38. „Durch das Modell wird klar, ob es im oberen Bereich eine höhere Temperatur geben darf. So können auch künftige Bauteile während der Produktion hinsichtlich Qualität überwacht werden.“